Über People Empowerment reden

Michael Wuensch
3 min readDec 20, 2023

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Drei Aspekte der Selbstbestimmtheit für mehr Klarheit in Empowerment-Prozessen

by progressman

Es ist, als ob bei jeder Erwähnung der Begriffe Selbstbestimmtheit, Autonomie oder Empowerment kleine Teufelchen erwachen, die diese Ideen sabotieren. Als erstes schlägt meist das Teufelchen des Bla Bla zu. Es sorgt dafür, das über Empowerment in so abstrakter Weise geredet wird, dass kein Mensch versteht, was eigentlich Sache ist. Dabei ist Manager-Bullshit-Bingo (»Wir sollten die Entscheidungsfindung dezentralisieren, um die relativen Kosten der hierarchieübergreifenden Kommunikation einzudämmen und den Innovationsquotienten innerhalb unseres Competition Sets zu erhöhen.«) genauso wenig hilfreich wie Pauschalisierungen von Mitarbeitenden (»Ich möchte einfach mehr mitbestimmen. Das hat was mit Wertschätzung zu tun.«) Der entscheidende Punkt wird leider oft nicht besprochen: Was genau wollen wir zukünftig anders machen? Dabei stellt man oft fest, dass die Beteiligten zwar vom selben Thema reden, aber unterschiedliche Dinge meinen. Für die einen bedeutet Selbstbestimmung schon, wenn Mitarbeitende bei der Bestückung des Snackautomaten mitbestimmen. Andere sehen das Ziel erst erreicht, wenn jegliche Hierarchien abgebaut sind. Und alles zwischendrin. Orientierungslosigkeit und Enttäuschung sind vorprogrammiert.

Drei Aspekte der Selbstbestimmtheit

Diesem Teufelchen begegnest Du am besten mit einer konkrete Zielbeschreibung. Es lohnt sich folgende drei Teilaspekte von Selbstbestimmtheit zu beleuchten:

  • Eigenverantwortliche Aufgabenerfüllung
    Dieser Teilaspekt beschäftigt sich mit dem individuellen Aufgabenbereich der Mitarbeitenden. Ziel ist es, dass sie ihre Kernaufgabe möglichst eigenverantwortlich ausführen können. Sie führen dann nicht nur Aufträge aus, sondern übernehmen genauso Planung, Kontrolle und Anpassung der Aufgaben. Ein »Sales Manager New Business« bräuchte zum Beispiel keine Führungskraft mehr, um Neugeschäft zu akquirieren.
  • Autonomie in der Arbeitsorganisation
    Dieser Teilasspekt dreht sich um das Organisieren der Arbeit: Wie oft kommen Mitarbeitende ins Büro? Zu welchen Zeiten arbeiten sie? Welche Tools nutzen sie? Ziel des Empowerment ist es hierbei, Flexibilität und Eigenständigkeit auf der Metaebene der Arbeit zu ermöglichen.
  • Einfluss auf die Unternehmung
    Hierbei geht es darum, wie das Individuum abseits der eigenen Aufgaben auf die übergeordnete Organisation einwirken kann, wie zum Beispiel eine Buchhalterin Einfluss auf die Ausrichtung des Finanzbereichs oder des Gesamtunternehmens hat. Ziel ist es hierbei, Mitarbeitende in den Gesamtprozess ihrer Arbeit einzubeziehen. Quasi das Gegenstück von Arbeitsteilung.
    »Ugh, laaaaaaangweilig! Was ist mit den Tschakka-Ansprachen und den AI-Tools?« Ich weiß, diese Arbeit ist mühselig. Aber sie lohnt sich. Wenn Du gleich Action willst, kannst du etwas Verrücktes tun: Du kannst mit deinen Mitarbeitende reden. Ja, wirklich!

Fragen hilft

Lade Deine Mitarbeitenden zu einem Gespräch über das Level Ihrer Selbstbestimmtheit ein. Sag ihnen, dass Du gerne verstehen möchtest, wie groß Ihre Selbstbestimmtheit momentan ist. Im Gespräch beleuchtet ihr das aktuelle Level in den drei oben genannten Teilaspekten. Du kannst fragen:

  • Eigenverantwortliche Aufgabenerfüllung
    -
    »Wie selbständig kannst Du den Gesamtprozess deiner Aufgaben gestalten?
    ⁃ »Wo fehlen Dir Entscheidungsbefugnisse?«
  • Autonomie auf Arbeitsebene
    ⁃ »Wie unabhängig kannst Du Deine Arbeitszeit und Deinen Arbeitsort an deine Bedürfnisse anpassen?
    ⁃ »Wie viel Einfluss hast Du den Einsatz von Methoden und Equipment?«
  • Einfluss auf die Unternehmung
    ⁃ »Wie groß empfindest Du Deinen Einfluss auf die Organisation?«
    ⁃ »Wie klar sind Dir aktuelle Ziele und die Strategie des Unternehmens?

Durch diese Fragen kannst du herausfinden, wie selbstbestimmt sich Deine Mitarbeiter fühlen. Das alleine ist schon spannend. Die entscheidenden Fragen kommen aber erst noch:

  • Zielbeschreibung
    ⁃ »Was genau würdest Du gerne ändern?«
    ⁃ »Was würde diese Veränderung bewirken?«
    ⁃ »Welche Verantwortung bist Du bereit, dafür zu übernehmen?

Aaaaaaaber was, wenn Du diese Wünsche nicht erfüllen kannst? Oder möchtest? Dann ist das Gespräch umso wichtiger. Zeige, was heute schon möglich ist. Erkläre, weshalb etwas nicht möglich ist. Bespreche, was passieren muss, damit zukünftig mehr möglich ist.

Startschuss

Selbstbestimmtheit ist das Ziel. Empowerment ist der Weg dorthin. Chapeaux, Du hast den ersten Schritt auf diesem Weg getan.

Mehr Teufelchen lernst Du im Artikel »Die vier Dimensionen des People Empowerment« kennen. Außerdem bekommst Du dort ein praxiserprobtes Framework für People Empowerment.

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Michael Wuensch
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Written by Michael Wuensch

Partner at BRIDGEHOUSE. Thinks, consults, and writes about leadership.

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